27.11.2023
Erweiterung des Blicks – Sámi Horizonte

Wenn über Kolonialismus gesprochen wird, wird in der Regel ein Bezug zu südlicheren Ländern und Bevölkerungsgruppen hergestellt. Dass es aber auch einen „nordischen Kolonialismus“ gab und bedingt noch immer gibt, erfuhren die Kunstpionier:innen des Kunstkurses Jahrgang 9 des Gymnasiums Dörpsweg am 17.11.2023 bei ihrem ersten Besuch der Ausstellung „Das Land spricht. Sámi Horizonte“ im MARKK.

Die Ausstellung widmet sich der Kultur und dem Leben der Sámi, die sich thematisch irgendwo zwischen Tradition, technischem Fortschritt, Ausbeutung, Rassismus, Diskriminierung, Naturverbundenheit und Abgeschiedenheit verorten lassen. Die Ausstellung soll sensibilisieren, wirft aber gleichsam auch einen kritischen Blick auf die genannten Themenfelder. Gerade das Spannungsverhältnis zwischen der Nutzung des technischen Fortschritts und der gleichermaßen großen Bedeutsamkeit der Natur für die Sámi hat Anregung für eine intensivere Auseinandersetzung geboten. Dies liegt nicht zuletzt daran, dass die Kurator:innen der Ausstellung durch die Zusammenschau von zeitgenössischer Sámi-Kunst und historischen Artefakten ebenfalls ein Spannungsverhältnis geschaffen haben, das dazu anregt, die Exponate in einem kritischen Kontext zu betrachten und neu zu bewerten. Dies spiegelte sich auch deutlich in den Fragen und Gedanken wieder, die die Schüler:innen während des Ausstellungsbesuches äußerten. Dazu gleich mehr.

 

Zunächst bekamen die Schüler:innen die Gelegenheit, sich eine Stunde lang selbstständig in der Ausstellung zu bewegen, erste Eindrücke, Assoziationen und aufkommende Fragen zu sammeln und Skizzen von Werken anzufertigen, die sie besonders interessierten. Bereits hier zeigten einige der Lernenden großes Interesse für die Werke, die mit der Naturverbundenheit der Sámi in einem Zusammenhang standen. Auch die historischen Artefakte wurden kritisch beäugt. Einiges erschien den Schüler:innen fremd, da sie es aus ihrem alltäglichen Leben so nicht kannten. Beispielsweise sorgte die Bedeutsamkeit der Kopfbedeckungen weiblicher Sámi für Erstaunen. Faszinierend und beeindruckend waren zudem die Kunstfertigkeit und Detailverliebheit der Schmuckstücke der Sámi.

 

Bei der anschließenden Führung wurde noch konkreter auf die Diskrimierungen und Beschneidungen der Rechte der Sámi sowie ihre zum Teil bewusste und gewollte Abgrenzung von westlichen Kulturen eingegangen. Diese Aspekte ließen viel Raum für kritische Fragen und Diskussionen von Seiten der Schüler:innen.

In einer abschließenden Runde mit der Künstlerin Si-Ying Fung sammelten die SchülerInnen ihre Gedanken und einige gingen bereits in eine konkretere Planung ihrer ästhetischen Forschung.

 

Abschließend kann überdies festgehalten werden, dass der Ausstellungsbesuch den Blick der Schüler:innen hinsichtlich der Kultur der Sámi erweitert, gleichsam aber auch die Reflexion der eigenen Kultur angeregt hat. Gerade diejenigen Schüler:innen, die einen osteuropäischen Migrationshintergrund haben, konnten Parallelen bei den Sámi entdecken.

Die Schüler:innen gingen mit vielen Gedanken und Anregungen aus der Ausstellung und freuen sich auf die Arbeit an ihren eigenen Werken.

M. Exner

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