06.06.2023
totally inbetween

Das Projekt hat inzwischen Fahrt aufgenommen. Ein erneuter Besuch in der Kunsthalle ermöglichte es den Schüler:innen noch tiefer in künstlerische Arbeiten und Arbeitsweisen einzutauchen und nach Ausgangspunkten für ihre eigenen Projekte Ausschau zu halten.

Wenig später besuchte Heiko die Schüler:innen am Gymnasium Dörpsweg, um mit ihnen über ihre Projekte zu sprechen. Gemeinsam diskutierten sie, was innerhalb ihrer Projekten realisierbar ist und welche Ideen möglicherweise zu weit gehen, wo das Interesse wirklich liegt und wo man sich selbst aus dem Fokus verliert. Es wurde auch darüber nachgedacht, wie sie die verbleibende Zeit in der Kunsthalle nutzen können und welche Ausstellungsmöglichkeiten sich bieten. Obwohl noch niemand genau weiß, wie die eigenen Arbeiten letztendlich aussehen werden, schwebt diese Frage bereits im Raum und bewegt sich in den Köpfen der Schüler:innen. Momentan tendiert es zur der Überlegung durch die Verwendung von QR-Codes die Filme der Schüler:innen mit den Arbeiten der Sammlung temporär in Beziehung zu setzen. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen.
Zunächst erstellten sie aber vor allem fleißig Drehpläne und andere Planungshilfen, da bereits der letzte Termin in der Kunsthalle anstand, der nicht ausschließlich der Kuration der eigenen Arbeiten gewidmet ist.

Obwohl die anfängliche Unsicherheit noch weiter spürbar ist, wagt sich die Gruppe nun mutig an eigene Produktionen. Die Unsicherheit ist berechtigt, denn es stellt eine große Herausforderung dar, sich bewusst zu werden, wofür man sich wirklich interessiert und welchem Interesse man eine ganze Arbeit widmen will. Doch hier und da klären sich die Ideen allmählich und die ersten Filme nehmen Gestalt an.

Charlotte ist ausgehend von den Arbeiten von Annette Kelm und Jannis Counelli dabei, in den Archiven der Hamburger Bücherhallen nach Büchern zu suchen, die einst verbrannt wurden. Diese Suche wurde im Screenrecording aufgenommen. Luisa wiederum erforscht die tanzenden Wiederholungen im Häkeln und erkennt, dass diese sich wiederholenden Muster auch mächtige Auswirkungen auf unser alltägliches Leben haben. In der Wiederholung steckt schon eine Struktur der Macht. Xavier ist von den Projektoren der Arbeit von Seiichi Furuya fasziniert, doch stellt sich die Frage, wie er mit dieser Bildsituation umgehen und weiterarbeiten kann. Alani hingegen möchte mehr Klarheit darüber bekommen, was den Unterschied zwischen Foto und Video ausmacht. Es muss doch mehr sein, als nur die Bewegung. Warum also verspürt man heute den Drang, Dinge im Video festzuhalten? Ausgehend von Gerhard Richters Familienfoto interessiert sie sich für die Geschichten hinter Fotos. Leonas und Can möchten erfahren, wie sich eine Narration in verschiedenen Filmästhetiken verändert.

Angesichts der eindringlichen künstlerischen Arbeiten im Sockel der Ausstellung (z.B. die Soundinstallation von Almut Linde, die Installation mit Kuscheltierteilen von Annette Messager oder das Video von Paul McCarthy und Mike Kelley) bleiben einige Schüler:innen auch bei der Frage hängen, wie kindliches Trauma in der Kunst gezeigt werden kann und wird. Sie vergleichen die verschütteten schrecklichen Erfahrungen, die in den Arbeiten erahnt werden können, mit ihren eigenen prägenden Erfahrungen und dem Privileg einer behüteten Kindheit.

An dieser Stelle können nicht alle Fragen und Forschungsansätze wiedergegeben werden. Viele Fragen sind noch nicht einmal formuliert und zeigen sich erst indirekt im gefilmten Material. Dennoch ist den Schüler:innen klar, dass es eine enorme Herausforderung sein wird, die Essay- und Experimentalfilme rechtzeitig für die noch im Juni anstehende Ausstellung zu vollenden. Doch wir bleiben dran.

Kunstpioniere ist klasse!
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