18.10.2025
Utopia – Dystopia?!

Worauf warten wir?

Kaum hat das Schuljahr begonnen, stürzen wir uns schon voller Energie in unser Kunstpioniere-Projekt: Die 22 Schüler:innen des Kunstprofils P2b (12. Jahrgang, Emilie-Wüstenfeld-Gymnasium) starten während der Projektwoche mit der Frage, was eigentlich eine Utopie ist und was im Kontrast dazu eine Dystopie auszeichnet.

Nach ersten inhaltlichen Annäherungen gestalten die Schüler:innen Mixed-Media-Collagen und lernen die Künstlerin Malaika Friedrich Patoine (Stipendiatin der Claussen Simon Stiftung) kennen, welche uns bei unserem Projekt begleitet. 

Und dann geht es auch schon ins Kunsthaus Hamburg: Wir bekommen die einmalige Gelegenheit bereits vor der Eröffnung der Einzelausstellung UTOPIA – DYSTOPIA des in Hamburg lebenden Künstlers Nicholas Mboya (*1992, Kisumu, KE) einen Blick auf die großformatigen und eindrucksvollen Arbeiten zu werfen: Anna Nowak (Künstlerische Leitung) und Jaana Heine (Kuratorische Assistenz) begrüßen uns und stimmen sogleich mit uns zusammen ein Ständchen für ein Geburtstagskind aus unserem Kurs an. Ein schöner Start in den gemeinsamen Ausstellungsbesuch!

Zunächst lassen wir die Arbeiten auf uns wirken und sammeln unsere ersten Eindrücke. Dann führt Anna Nowak durch die Ausstellung und gibt spannende Einblicke in die Hintergründe der Arbeiten. Selbstporträts auf Behördenformularen, Türen, die sich aufeinander zu bewegen, Wartende auf großformatigen Gemälden – alle Arbeiten zeigen eine Ambivalenz auf, die die Schüler:innen faszinierte. Davon angeregt, zücken wir Bleistift und Skizzenbuch und nähern uns den Kunstwerken auf individuellem produktivem Wege.

Dadurch, dass man sehr viel Interpretationsspielraum bekam, haben mich die Beweggründe des Künstlers direkt interessiert. Als wir dann im Plenum über ihn und seine Gedanken geredet haben, bekam ich einen neuen Blinkwinkel, der mir half, seine Kunst neu zu verstehen und weiter zu bewundern.
Ich war fasziniert von der Idee, eine so banale Alltagssituation, wie in der Schlange stehen, so eindrucksvoll auf Leinwand zu bringen.
Mir ist besonders die Verbundenheit zwischen Menschen und Materialien aufgefallen. Es wirkte, als ob aus etwas Altem Neues entstehen kann. Manche Arbeiten erinnerten mich an Frustration oder daran, wie schwierig das Ankommen in Deutschland sein kann – sowohl sozial als auch wirtschaftlich. Gleichzeitig ging es auch um Chancen, um Verschmelzung und neue Möglichkeiten. Es war spannend zu sehen, wie Kunst Türen öffnen, aber auch verschließen kann, und wie man sich dabei manchmal fremd und manchmal verbunden fühlt.
Besonders spannend war für mich, dass Lücken offen gelassen werden und direkt Fragen aufkommen, wie: Was bedeutet Warten und was macht es mit einem?
Die Malereien waren sehr eindrucksvoll, da sie immer interessanter wurden, desto näher man sie betrachtete. Man entdeckt Details, die von weiter weg kaum zu erkennen sind, wie zum Beispiel die Fotografien, mit denen im Hintergrund gearbeitet oder mit denen Teile des Bildes ersetzt wurden. Mir kamen auch viele Fragen über den Prozess oder die Geschichte dahinter in den Kopf, die sich aber beim längeren Betrachten der Arbeiten langsam beantwortet haben.

Und dann steht plötzlich ganz überraschend der Künstler Nicholas Mboya selbst im Ausstellungsraum, um letzte Anpassungen vor der Eröffnung vorzunehmen. Einige Schüler:innen ergreifen die Chance und stellen ihm mutig direkt Fragen zu seinen Arbeiten. Freundlich, offen und interessiert geht Nicholas Mboya auf diese Nachfragen ein.

Ich fand es sehr beeindruckend, dass der Künstler seine persönlichen Erfahrungen und Lebenslauf in seine Kunst eingebunden hat, dies hat seine Arbeit gleichzeitig auch politisch gemacht was ich sehr interessant finde.
Insgesamt fand ich den Aufbau der gesamten Ausstellung sehr raffiniert und hilfreich, um die Bilder zu interpretieren und eigene Zusammenhänge zu erschließen.

Mit vielen Anregungen und spannenden Fragen im Gepäck starten wir nun in die Ästhetische Forschung.

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